Ein sonniger Sonntagmorgen im Frühjahr 2024. Von den Dächern ist Vogelgezwitscher zu hören, auf den Straßen spielen die ersten Kinder. Inzwischen hat man sich daran gewöhnt, wie viel Platz eigentlich in der Stadt ist, wenn nicht mehr alles mit Autos zugeparkt ist. Zugegeben, am Anfang waren einige skeptisch. “Wie soll das denn funktionieren ganz ohne Autos?” oder “Wie soll ich denn vernünftig zur Arbeit kommen, der Bus ist nunmal unglaublich langsam?” waren Fragen, die man häufiger in Gesprächen gehört hat.

Aber inzwischen fragt das niemand mehr. Denn seit die Straßen nicht mehr mit Autos verstopft sind, rollt auch der öffentliche Nahverkehr viel geschmeidiger. Und weil er inzwischen auch kostenlos ist, kann sich jeder das Bus fahren leisten und Mobilität hängt nicht mehr vom Geldbeutel ab. Wo noch vor zwei Jahren Autos das größte Hindernis beim Überqueren der Straße waren, muss man jetzt eigentlich nur noch auf den roten Fahrradstraßen ein wenig aufpassen. Auf denen kommt man inzwischen mit dem Fahrrad richtig zügig ans Ziel. Und niemand muss sich mehr Sorgen darum machen, im Ludgerikreisel vielleicht von einem Auto erwischt zu werden.

Und auch für Besucher*innen von außerhalb und Pendler*innen sind keine der an die Wand gemalten Horrorszenarien eingetroffen – im Gegenteil: Sie parken einfach in den großen Parkhäusern rund um den Ring und steigen dann auf den kostenlosen Nahverkehr um, oder leihen sich ein Fahrrad. Das geht inzwischen ganz bequem, einfach per App. Und alle freuen sich darüber, zügiger in der Innenstadt zu sein als früher. Auch, weil die Zeit für das umständliche Parkplatzgesuche wegfällt.

Und wer weiß, vielleicht werden ja auch bald Teile der Parkhäuser am Ring in Fahrradstationen umgebaut? Schließlich wollen inzwischen auch viele der umliegenden Gemeinden dem Beispiel von Münster folgen und ihre Städte autofrei machen und den öffentlichen Nahverkehr ausbauen. Und so werden hoffentlich bald noch weniger Menschen auf ein Auto angewiesen sein. Wünschenswert wäre es auf jeden Fall, das ist inzwischen eigentlich allen klar.

Ja, die Skepsis war groß bei einigen. Aber da alle Anwohner*innen direkt von Anfang an in die konkrete Planung mit einbezogen wurden, waren am Ende eigentlich alle dafür, den Versuch zu wagen. Die vielen Beispiele und Ideen aus anderen Städten die ähnliches gemacht haben, haben sicherlich dabei geholfen. So konnten alle überzeugt werden, dass es genug Konzepte und Ideen gibt, damit bei der sozial-ökologischen Verkehrswende niemand ausgeschlossen wird, sondern das Leben danach für alle besser wird!

Und wenn man sich jetzt so auf der Straße umhört, möchte niemand mehr zurück zur autogerechten Stadt von damals. Frische Luft, spielende Kinder, lachende Menschen, schnelle Busverbindungen und das Nachbarschaftspicknick am Sonntagmorgen – all das ist tausendmal besser als ewig mit dem Bus im autoverstopften Ludgerikreisel fest zu hängen oder Sorgen um die eigenen Kinder zu haben, wenn sie draußen spielen.

So oder so ähnlich könnte es in naher Zukunft hier aussehen. In einem Münster auf Links! Mit einer autofreien Innenstadt, autoarmen Stadtteilen und kostenlosem Nahverkehr. Mit bezahlbarem und gutem Wohnraum. Busverbindungen direkt zwischen den Außenstadteilen, statt Umwegen über den Hauptbahnhof. Mit sozialer Teilhabe für alle, dank besserem Münster-Pass. Mit mehr Gleichberechtigung für alle und einem Preußenstadion für die Fans statt für VIPs. Und mit vielem vielem mehr!

Wir haben sehr viele gute Ideen und wir haben sie alle aufgeschrieben – das nennt man Wahlprogramm. Aber wir wissen auch: Nur weil man gute Ideen hat und sie aufschreibt, heißt das leider noch lange nicht, dass sie auch umgesetzt werden. Das sieht man zum Beispiel an der autofreien Innenstadt. Eigentlich eine super Idee, sehr viele Umweltverbände und Fridays for Future fordern schon lange die Einführung. Als wir LINKEN aber letztens im Rat den Grundsatzbeschluss dazu treffen wollten, gab es fast nur Nein-Stimmen (CDU, FDP, SPD) und Enthaltungen (Grüne).

Daran sieht man: Für eine sozial-ökologische Wende brauchen wir noch viel mehr Druck von Links und noch viel mehr Menschen, die Druck machen, indem sie demonstrieren und sich engagieren! Denn, dass Veränderungen möglich sind, zeigen viele Beispiele: Der Ausstieg aus der Atomkraft vor einigen Jahren war zum Beispiel nur möglich, weil viele Menschen Druck gemacht haben und sich dafür eingesetzt haben, dass endlich etwas passiert. Und die Verhinderung einer Abschiebebehörde vor ein paar Jahren in Münster war nur möglich, weil so viele Münsteraner*innen dafür gekämpft haben.

Wenn wir uns also gemeinsam und entschlossen mit vielen Menschen einsetzen, können wir viel erreichen! Dafür kämpfen wir. Und dafür brauchen wir Druck von Links in den Parlamenten und Druck von Links auf der Straße. Wir finden: die Zeit der autogerechten Stadt für Reiche ist vorbei. Wir brauchen endlich eine menschengerechte sozial-ökologische Stadt für alle. Kurz: Wir brauchen Münster auf Links!