Wem gehört eigentlich die Stadt? Man würde ja erst mal denken: Uns allen! Schließlich war da dieses Ding mit der Demokratie. Und dann sollten ja wohl all die Menschen, die hier leben, wohnen, arbeiten und feiern auch entscheiden können, wie sich unsere Stadt so entwickelt. Würde man denken.

Wenn man die lokalen Nachrichten verfolgt, könnte man aber auch zu einer ganz anderen Antwort kommen: Wem gehört die Stadt? In weiten Teilen einem gewissen Herrn Deilmann! Dem – bzw. seiner Firma, die praktischerweise genauso heißt wie er – gehört zum Beispiel das Metropolis-Hochhaus, das Servatii-Hochhaus, ein paar Immobilien an der Stubengasse, weite Teile des Germania-Campus und noch einiges mehr.

Seine letzten Errungenschaften? Ein Hotel am Aegidiimarkt und mal eben die halbe Häuserzeile an der Ecke zwischen Wolbecker Straße und Bremer Platz. Macht aus seiner Sicht Sinn: Der komplette Häuserblock gegenüber gehört ihm nämlich auch schon. Den hat er auf seiner letzten Shopping-Tour vor zwei Jahren in den Einkaufswagen gelegt und dort dann u.a. ein Hotel gebaut. Und weil sich die Gäste da mal über Lärm beschwert haben, hat er jetzt halt auch noch alles drumherum aufgekauft und den bisherigen Mieter*innen gekündigt. Also denen, die ihn gestört haben.

Kann man machen, wenn man das nötige Kleingeld dafür hat. Und wie so häufig in unserem Wirtschaftssystem gilt auch hier: Wer hat, dem wird gegeben. Denn mit Immobilien lassen sich in Münster hohe Profite erzielen. Und mit dem Gewinn kann man dann immer größere Teile der Stadt aufkaufen und nach seinen Wünschen und Interessen umgestalten. In der Regel sind das dann bloß leider nicht die Interessen und Wünsche der Menschen die dort wohnen.

Aber ist dieser Herr Deilmann eigentlich der Einzige der das so macht? Leider nicht! Leute wie den Herrn Deilmann und ihre Firmen nennt man in weiten Teilen von Politik und Stadtverwaltung liebevoll „Investoren“. In die Kategorie gehören zum Beispiel auch die Gebrüder Stroetmann – allseits bekannt durch das Hafencenter-Fiasko – oder Firmen wie Pro Urban oder die Landmarken AG, die beide rund um den Hauptbahnhof unbezahlbar teure Mikroapartments bauen.

Wir brauchen aber weder einen dritten Supermarkt am Hansaring (wenige Meter vom bereits existierenden Penny und Rewe entfernt) noch brauchen wir unbezahlbare Mikroapartments, die die Mietpreisspirale noch weiter in die Höhe treiben. Die Ziele der Investoren stehen in den allermeisten Fällen leider im krassen Widerspruch zu dem, was die meisten von uns in dieser Stadt eigentlich möchten und dringend bräuchten: zum Beispiel bezahlbarer, guter Wohnraum, Freiräume oder Parks. Doch damit lässt sich kein Geld machen. Und deswegen wird es nicht gebaut. Zumindest wenn man Stadtentwicklung und Grundstücke weiter den Investoren überlässt.

Aber das muss ja gar nicht sein! Die Investoren-freundliche Politik von Stadtverwaltung und Rathaus-Koalition ist schließlich nicht alternativlos. Holen wir uns doch endlich unsere Stadt zurück und sorgen wir dafür, dass endlich nach den Bedürfnissen aller geplant und gebaut wird und nicht mehr nach den Profitinteressen einiger weniger. Ich glaube ehrlich gesagt, das würde man dann Demokratie nennen. Für einige Ratsherren wird das dann beim gemeinsamen Mittagessen mit dem ein oder anderen Investor vielleicht ein wenig unangenehm. Schließlich können sie dann nicht mehr zusammen Feudalherren von Münster spielen – aber das haben sie ja jetzt auch echt lange genug getan.

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