Der erste Lockdown für uns alle eine drastische Umstellung, weil wir so noch nie eine Pandemie erlebt haben. Trotzdem bin ich aber der Meinung, dass die Politik in Sachen Bildung für uns Schüler:innen, Student:innen und auch Eltern von Kindern, die in die Schule gehen, einiges hätte besser regeln können.
Schon fast zwei Wochen vor der Schulschließung im letzten März haben wir im Matheunterricht berechnet, wann ein Lockdown antreten müsste, um die Verbreitung des Virus zu minimieren und um die Verlaufskurve möglichst flach zu halten. Wir sind damals zu dem Ergebnis gekommen, dass er schon längst hätte in Kraft treten müssen und trotzdem mussten wir weiter ohne jeglichen Abstand oder generelles Hygienekonzept in den Kursräumen sitzen.
Es wurde erst im Juni, also Monate nach dem Beginn des Lockdowns, weiteres Geld in die Digitalisierung an Schulen in NRW investiert, was meiner Meinung nach einfach zu spät war. Ob die Summe im Vergleich zu dem Militärbudget gerecht ist, ist dann aber wieder eine andere Sache. Die fehlenden Digitalisierung hatte zu Folge, dass die Kommunikation zwischen manchen Lehrer:innen und Schüler:innen zu wünschen übrig ließ. Dies wurde erst Recht zu einem großen Problem, wenn die Klausuren anstanden. Abiturrelevanten Stoff mussten wir uns mehr oder weniger selber beibringen, was manchmal zu einem enormen Druck führte, weil man schließlich keine schlechte Note schreiben wollte. Ohne Videokonferenzen mit Lehrer:innen Themen zu lernen fühlte sich manchmal unmöglich zu schaffen an.
Den Leistungsdruck und das Erhalten von zu vielen Aufgaben kann man nicht für alle Schüler:innen pauschalisiert darstellen, das ist meiner Meinung nach aber auch nicht wirklich von Relevanz. Mann muss doch trotzdem vor allem benachteiligte Personen in der Pandemie berücksichtigen, abgesehen davon, ob es Menschen gibt, die mit der Umstellung gut klar kommen.
Nebenbei bemerkt lässt die Berücksichtigung von finanziell und sozial Benachteiligten im Bereich der Bildung weiter zu wünschen übrig. Die Annahme, dass jede:r Schüler:in einen eigenen Laptop, einen eigenen Computer oder ein eigenes Tablet, geschweige denn eine stabile Internetverbindung oder eine ruhige Umgebung zum Bearbeiten der Aufgaben hat, zeugt entweder davon, wie fern ab von der Realität viele Politiker:innen denken oder wie es diese Politiker:innen einfach nicht interessiert, dass Menschen in der Pandemie zurückgelassen werden.
Für den zweiten Lockdown gab es dann glücklicherweise weniger technische Probleme, zumindest an meiner Schule, weil alle Schüler:innen, die eins benötigen, sich ein iPad leihen konnten, um damit die Aufgaben zu bearbeiten. Auch Videokonferenzen wurden endlich bewilligt, was das Verstehen von neuen Themen sehr erleichtert hat.
Auch wenn es jetzt besser ist, als im letzten Lockdown, ist die momentane Situation alles andere als ideal. Man wird als Schüler:in wenig ernst genommen, weil viele denken, man könne sich nicht beschweren, nur weil es Menschen gibt, denen die momentane Situation auch schwer fällt.
Seit über einem Monat sind wir nun wieder in der Schule und neue Probleme haben nicht lange auf sich warten lassen. Zunächst fing der Präsenzunterricht nur für die Q1 und die Q2 an.
Meine Schule verfügt über zwei Gebäude, was uns die Möglichkeit gab, die zwei Stufen räumlich komplett zu trennen. Das hat das Infektionsrisiko natürlich reduziert. Das Hauptproblem lag dabei auch eher darin, dass jeder Kurs zusätzlich in zwei Räumlichkeiten getrennt wurde und die Lehrer:innen ständig zwischen ihnen pendeln mussten.
Unsere Produktivität ließ zu wünschen übrig, da das Unterrichtsgespräch ständig unterbrochen wurde. Selbst die Lehrer:innen haben an diesem Konzept ihre Zweifel geäußert, weil wir im Online-Unterricht aufmerksamer und generell einfach effektiver gearbeitet haben.
Weil wir eben auf die zwei Räume aufgeteilt sind und der Unterricht ständig unterbrochen werden muss, schaffen wir es einfach nicht, den geplanten Stoff in der Zeit durchzunehmen. Als Konsequenz bekommen wir mehr Hausaufgaben auf, als sonst und viele meiner Mitschüler:innen sind überfordert.
An meiner Schule sind die seit dem 15. März zur Verfügung stehenden Schnelltests anderthalb Wochen zu spät angekommen. Jede:r Schüler:in muss den Test an sich selbst durchführen. Im Falle eines positiven Ergebnis muss der/die betroffene Schüler:in sich auf den Heimweg begeben. Erst wenn sich ein weiteres positives Testergebnis durch einen PCR-Test bei einer Teststelle ergibt, wird überlegt, welche weiteren Schüler:innen sich in Quarantäne begeben sollten. Währenddessen kann sich das Virus aber noch weiter verbreiten,
Die Wahrheit ist, dass diese Pandemie derzeit für jeden Menschen schwer ist, weil sie sehr viel Unsicherheit mit sich bringt, trotzdem sollte man Schüler:innen bei ihren Anliegen zuhören und nicht von oben herab über sie entscheiden.
LINA ist 17 Jahre alt, besucht die 12. Klasse eines Gymnasiums in Münster & ist aktiv in der linksjugend [ʼsolid]