Wohnen: zwischen Luxusgut & Menschenrecht
Wohnen ist Menschenrecht, jedoch ein Menschenrecht das immer teurer wird, vor allem für Menschen mit einem geringen Einkommen. Für viele bedeutet ein Umzug nach Münster mehr als 50% des monatlichen Einkommens in Miete und Nebenkosten zu stecken. Und selbst dafür muss man häufig mehrere 100 WG-Bewerbungen schreiben um an ein Zimmer zu kommen. Dabei sollte man eigentlich dringenden Handlungsbedarf sehen wenn man folgende Aussage liest: „Bei Sozialwissenschaftlern wie Immobilienexperten gilt eine Mietbelastung von mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens als problematisch, weil dann vor allem in Haushalten mit geringeren Einkommen nur noch wenig Geld zum Leben übrig bleibt.“
Wer an dieser Stelle denkt: „Da komme ich deutlich drüber“, der sollte wissen dass man damit in Münster nicht alleine dasteht. Ganze 40,1% aller Münsteraner*innen zahlten 2014 über 30% ihres Monatseinkommens direkt an ihren Vermieter weiter. Und wenn man mal schätzen sollte wird sich die Lage dieses Jahr eher zugespitzt als entspannt haben. Das alles lässt sich vielleicht noch damit erklären das Münster in den letzten Jahren absurd schnell gewachsen ist. Aber auch Vermieter und Wohnkonzerne werden immer dreister.
Besonders zynisch ist es, dass die hohen Mieten speziell die ärmsten unserer Gesellschaft treffen: So zahlen die Menschen die in Münster weniger als 60% (901€) des Mittleren Einkommens zur Verfügung haben im Durchschnitt 9,49 € pro m² Warmmiete, während die Menschen mit einem Einkommen zwischen 60 und 80% (1201€) gerade ein mal 8,75€ zahlen. Selbst diejenigen die es sich eigentlich leisten könnten, also Menschen mit einem Einkommen von mehr als 140% (2101€) des Mittleren Einkommens zahlen gerade ein mal 9,21€. Das ist auch im Vergleich mit anderen Großstädten in Deutschland besonders unfair.
Ursache hierfür ist das weiterhin ungebrochene Vertrauen in den freien Markt von FDP und CDU bis zu guten Teilen von SPD und Grünen. Deren Motto „die privaten können alles besser“ hat dazu geführt das Wohnraum von Kommunen und Land verscherbelt wurden und Sozialer Wohnraum zu einer Mangelware geworden ist. Dafür entstehen jetzt Hotels oder Mikro-Apartments mit teilweise absurden Auswüchsen: Durch Bereitstellung nicht-optionaler Conscierge-artiger Serviceleistungen zum Waschen der Wäsche und der Zimmerreinigung steigt der Mietpreis für so ein „Mikroappartement“ dann auf stolze 800€/ Monat – fast 29€/m².
Und auch ein ausweichen ins Umland ist bald schon keine Möglichkeit mehr, so stieg der Mietpreis in Telgte von 5,86€ im Jahr 2012 um ganze 34% auf ganze 7,87€ bis letztes Jahr. Auch wenn sich das alles ziemlich niederschmetternd anhört ist die jetzige Entwicklung jedoch nicht unaufhaltsam. In Berlin konnte zum Beispiel durch eine starke Mieter*innen-Bewegung in Zusammenarbeit mit der LINKEN ein Mietendeckel durchgesetzt werden, der gute Teile der bestehenden Mieten senken wird und somit direkt die Probleme lindert. Auch in Frankfurt am Main bewegt sich etwas, so soll per Bürger*innen-Entscheid die Miete beim städtischen Wohnungsunternehmen für Menschen mit geringen Einkommen gesenkt werden und in Zukunft nur noch geförderter Wohnraum für Gering- und Durchschnittsverdiener*innen gebaut werden.
Um das Problem der steigenden Mieten und des begrenzten Wohnraums jedoch grundlegend anzugehen, muss in Zukunft nicht mehr für Profite sondern für die Interessen der Bürger*innen gebaut werden und das geht nur wenn sie mitentscheiden können. Stichwort: „Vergesellschaftung“. Denn nur die Stadtgesellschaft weiß was benötigt wird und was nicht. Nur so kann gewährleistet werden das auch in Zukunft nicht nur die Reichen sich ein Leben in Münster leisten können.
Das werden wir als LINKE jedoch nicht alleine schaffen können. In Berlin haben 77.000 Menschen die Petition „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ unterzeichnet. Viele Mieter*innen organisieren sich bereits und leisten auf anderen Wegen Widerstand gegen Mieterhöhungen. Und auch in Münster tun sich die Mieter*innen der LEG zusammen um sich zu wehren. Protestaktionen wie wie zuletzt die Besetzung der „Zentrale“ machen immer wieder auf die Situation der mangelhaften Mitbestimmungsmöglichkeiten aufmerksam. Umso wichtiger, dass auch Ende März am Europaweiten „Action Housing Day“ die Eigentumsfrage wieder eine zentrale Stellung einnehmen wird. Dort wird es eine Vielzahl an Möglichkeiten geben aktiv zu werden und organisiert zurückzuschlagen.
Bild: © Rasande Tyskar auf Flickr, CC BY-NC 2.0