Armut in einer reichen Stadt
Es ist eine Schande! Rund 110 Millionen Euro hat die Stadt Münster in den vergangenen sechs Jahren an Überschüssen erzielt. Demgegenüber leben in Coerde, nach der offiziellen Statistik der Stadt, seit 2014 stets mehr als 40 Prozent der Kinder bis 14 Jahre von Hartz IV. Jedes fünfte Kind in Münster gilt als arm oder von Armut bedroht. Aber auch für viele alte Menschen stellt sich diese Stadt deutlich anders dar, als das Stadtmarketing es vermuten lässt. Die Zahl der Menschen, die Grundsicherung im Alter beziehen, hat sich seit 2006 mit 4.100 Menschen nahezu verdoppelt. Diese Zahl bildet aber nur die Personen ab, die Leistungen bekommen. Darüber hinaus gibt es viele Menschen, die aus Scham keine Anträge stellen. So suchen auch alte Menschen in den Mülleimern dieser reichen Stadt nach Pfandflaschen, um etwas Geld zum Überleben zu haben. Oder sie finden sich jede Woche bei den mehr als 10.000 Menschen wieder, die nicht genug Geld für Essen haben und sich über die Tafel versorgen müssen. Immer weniger Menschen können sich die rasant steigenden Mieten in dieser Stadt noch leisten und werden aus Münster heraus gedrängt.
Allein 2.400 Haushalte haben in Münster einen Wohnberechtigungsschein. Die Dunkelziffer derer, die die Möglichkeit hätten, einen Antrag zu stellen, es aber angesichts der nicht vorhandenen Sozialwohnungen gar nicht erst versuchen, dürfte weitaus höher liegen. Selbst für Besserverdiener*innen wird die Wohnungssuche immer schwieriger, allein der durchschnittliche Angebotspreis für Eigentumswohnungen ist seit 2015 um insgesamt 40 Prozent gestiegen. Aber anstatt die Armut zu bekämpfen, trieb die schwarz-grüne Ratskoalition in den letzten Jahren elitäre Prestigeprojekte wie den Musik-Campus und den Bau von hochpreisigem Luxus-Wohnraum und Luxushotels voran.
DIE LINKE kämpft für ein Leben in sozialer Sicherheit, für die Abschaffung des menschenunwürdigen Hartz IV–Systems sowie die Einführung einer bedingungslosen Mindestsicherung von 1200 Euro und umfassenden Kündigungsschutz. Jeder und jede hat das Recht auf Arbeit und das Recht, konkrete Arbeitsangebote abzulehnen, ohne Sanktionen fürchten zu müssen. Das Arbeitslosengeld I muss länger gezahlt werden. Und es braucht Sozialtarife für Strom und Deutsche Bahn. Denn jedem Menschen stehen soziale Teilhabe und ein Leben in Würde zu!
Auch auf kommunaler Ebene in Münster wollen wir LINKEN alle Mittel nutzen, um Armut zu bekämpfen. Maßnahmen wie Zwangsumzüge und Demütigungen im Jobcenter und im Sozialamt müssen enden. Den Münster-Pass wollen wir ausweiten und insbesondere Kindern aus Familien mit geringem Einkommen die kostenlose Nutzung von Stadtbücherei, Museen, Schwimmbädern, Musikschulkursen, Theatern und dem Zoo ermöglichen. Die Wohnungslosenhilfe und Beratungsstellen wollen wir besser ausstatten, um so allen ein soziales Miteinander zu ermöglichen.